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AutorenbildSusan Gammage

Die fünf Schritte des Gebets zur Lösung von Problemen


Eine meiner Freundinnen verteilt kleine Bilder an ihre Bekannten, um sie auf originelle Weise im Alltag daran zu erinnern, in ihrem Leben ganz auf Gott zu vertrauen *1.


Eines davon liegt zuhause auf meinem Esszimmertisch und ein anderes in meinem Auto. In der Tat helfen mir diese Bilder dabei, mich immer wieder an diese wichtige Erkenntnis zu erinnern.


Baha'i glauben, dass es ein grundlegendes spirituelles Prinzip ist, den eigenen Willen dem Willen Gottes unterzuordnen. Aber wie machen wir das?


Handle so, als ob alles erhört worden wäre

Zuallererst benötige ich ein entsprechendes Bewusstsein. Wenn ich gedankenlos wie auf Autopilot handle und mir meiner Motive und wenig hilfreichen Bewältigungsmechanismen nicht bewusst bin, dann treffe ich oft schlechte Entscheidungen. Wenn ich jedoch bewusst handle und die Beweggründe für mein Handeln kenne, dann verbessert sich meine Entscheidungsfähigkeit.


Zweitens, und damit zusammenhängend, habe ich gelernt, dass ich einen Gang zurückschalten muss. Wie so viele moderne Menschen bin ich es allzu gewohnt, Multitasking zu betreiben und mit hoher Geschwindigkeit durchs Leben zu rasen - was mich definitiv auf die Überholspur bringt. Ich muss also das Tempo drosseln, so dass ich sowohl auf mich selbst wie auch auf Gott hören kann.


Anstatt Entscheidungen zu schnell zu treffen, vor allem dann, wenn ich auf wie auf Autopilot laufe, lerne ich, jede größere Lebensentscheidung 72 Stunden zurückzustellen. Diese Zeit nutze ich dann, um zu beten und zu meditieren sowie zu prüfen, wie ich mich mit der Entscheidung fühle. Während dieser Zeit versuche ich auch, alle Informationen zu recherchieren, die mir helfen könnten, Klarheit darüber zu gewinnen, was ich tun kann und was nicht. Und schließlich bemühe ich mich, sicherzustellen, dass die Entscheidung auch wirklich Gottes Willen widerspiegelt und nicht nur meinen eigenen.


Beratung mit vertrauenswürdigen Freunden in einer Atmosphäre des Gebets ist ein weiteres Instrument, das ich bei anstehenden Entscheidungen verwende, ganz im Vertrauen darauf, dass unsere gemeinsame Entscheidungsfindung mir helfen kann, Gottes Willen besser zu erkennen.


Als Nächstes benötige ich Loslösung: von meinem Ego, meinen unreinen Motiven, meinen wenig hilfreichen Bewältigungsstrategien, meinen negativen und selbstschädigenden Einstellungen und Verhaltensweisen sowie allen anderen Dingen, die zu einem Schleier zwischen mir und Gott geworden sind. Ich muss erkennen, dass all dies meine Ausrichtung auf Gottes Willen behindert.


In meinem Bestreben, mich mehr auf Gottes Willen und weniger auf meinen eigenen zu verlassen, nutze ich gerne dieses Baha'i-Gebet:

Ich habe Meinem Verlangen entsagt um Deines Verlangens willen, o Mein Gott, und habe Meinen Willen aufgegeben, um Deinen Willen zu offenbaren. Bei Deiner Herrlichkeit! Ich wünsche nicht, Mein Selbst und Mein Leben zu bewahren, es sei denn, um Deiner Sache zu dienen, und Ich liebe Mein Sein nur, um es auf Deinem Pfade zu opfern.

Ich liebe auch die sogenannten Fünf Schritte des Gebets zur Lösung von Problemen, die uns der Hüter des Baha'i-Glaubens an die Hand gegeben hat:

Schritt eins: Bete und meditiere darüber. Benutze die Gebete der Manifestationen [die göttlichen Offenbarer], da diese die größte Kraft haben. Dann verharre für einige Minuten in stiller Kontemplation. Schritt zwei: Triff eine Entscheidung und stehe dazu. Diese Entscheidung, die gewöhnlich ... während der Kontemplation entsteht, mag nahezu undurchführbar wirken. Doch wenn sie als Antwort auf ein Gebet oder als Lösung für ein Problem erscheint, dann mache sofort den nächsten Schritt. Schritt drei: Sei entschlossen, die Entscheidung auszuführen. Viele versagen an dieser Stelle. Die zur Entschlossenheit aufblühende Entscheidung wird dann zunichte und stattdessen zu einem Wunsch oder einer vagen Sehnsucht. Sobald die Entschlossenheit geboren ist, mache sofort den nächsten Schritt. Schritt vier: Habe Glauben und Zuversicht, dass die Kraft ... durch dich fließen wird, der rechte Pfad sich auftut, die Tür sich öffnet, dir der richtige Gedanke, die richtige Nachricht, das richtige Prinzip oder das richtige Buch gegeben wird. Habe Vertrauen, und das Richtige wird kommen, um dein Bedürfnis zu erfüllen. Wenn du dich dann vom Gebet erhebst, mache sofort den fünften Schritt. Schritt fünf: Handle so, als ob alles erhört worden wäre. Dann handle mit unermüdlicher, unaufhörlicher Tatkraft. Und während du handelst, wirst du selbst zu einem Magneten, der immer mehr Kraft anzieht, bis du ein ungehinderter Kanal für die durch dich fließende göttliche Kraft wirst. Viele beten, kommen aber nicht bis zur zweiten Hälfte des ersten Schrittes. Manche, die meditieren, gelangen zu einer Entscheidung, können aber nicht an ihr festhalten. Nur wenige haben die Entschlossenheit, die Entscheidung umzusetzen, und noch weniger haben das Vertrauen, dass das Richtige auf sie wartet. Doch wie viele erinnern sich daran, so zu handeln, als ob alles schon erhört worden wäre? Wie wahr sind diese Worte: „Größer als das Gebet ist der Geist in dem es gesprochen wird“ und größer als die Weise, in der es gesprochen wird, ist der Geist, in dem es ausgeführt wird.

Dankbarkeit ist ein weiteres Werkzeug, das ich benutze: Vor dem Beten versuche ich, mich daran zu erinnern, auf welche Weise Gott mir schon in der Vergangenheit beigestanden hat, und ich danke ihm dafür. Wenn ich eine Entscheidung getroffen und in die Tat umgesetzt habe, danke ich Gott auch für nicht erhörte Gebete und für den Schutz vor Dingen, die nicht zu meinem Besten sind. Dann danke ich dem Schöpfer noch für alles, was er zukünftig erhören wird.


Ich habe auch gelernt, dass die Antwort auf ein Gebet nicht immer genau so aussieht, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Einmal war ich zum Beispiel völlig überfordert, da mein Terminkalender außer Kontrolle geraten war. Zwar liebte ich all das, was ich tat, aber es war einfach zu viel, und ich wusste nicht, wie ich diese Situation wieder in den Griff bekommen sollte. Also betete ich ... und dann brach ich mir den Knöchel! Ich wollte ihn mir natürlich nicht brechen, aber ich erkannte sofort, dass genau dies die Antwort auf mein Gebet war - und ich musste lachen. Da ich allein im zweiten Stock eines Wohnhauses ohne Aufzug am Ende eines langen Flurs lebe, war ich nun gezwungen, mich eine Weile um mich selbst zu kümmern!


Letztendlich muss ich auf Gottes Plan vertrauen. Er weiß, was für mich am besten ist, und welche Hindernisse zuerst zu beseitigen sind. Gottes Timing ist immer perfekt – es ist nur nicht mein eigenes Timing.


Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass das Leben nicht annähernd so gut verläuft, wenn ich nach meinem Willen handle, anstatt mich ganz auf Gottes Willen zu verlassen – und dafür bin ich wirklich dankbar!


 

*1 Im englischen Original ist hier von Fröschen die Rede, abgeleitet von „FROG“ (Fully Reliant On God)


Susan Gammage ist Autorin, Pädagogin und Forscherin. Ihre Leidenschaft ist es, Wege zu finden, wie Menschen die Baha'i-Prinzipien auf alltägliche Lebenssituationen anwenden können und dabei lernen „das Leben zu leben“. Sie hat über 900 Artikel und zehn Bücher auf Amazon veröffentlicht – und nichts macht ihr mehr Freude, als an noch viel mehr zu arbeiten. Susan lebt in Kanada und ist im Internet zu finden unter www.ninestarsolutions.com.


Dieser Artikel erschien im Original auf bahaiteachings.org und wurde von der Redaktion inhaltlich geringfügig modifiziert.


Photo generiert von GenAI




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